Auf Tour: Dolomiten. Hike. Latemarspitze 2.800 m

Latemarspitze, Foto Rapp
Tag 5 in den Dolomiten. Es hat die ganze Nacht geschüttet und wir sind skeptisch, ob wir heute unsere geplante Abschlusstour auf die Latemarspitze durchziehen können. Am Morgen dann ein faszinierendes Wolkenspiel über dem Rosengarten. Aber so ganz bedrohlich dunkel sind die Wolken nicht und zwischendurch ist sogar ein bisschen Blau zu sehen. Deshalb entschließen wir uns, loszuziehen. Regenklamotten haben wir zur Sicherheit dabei. Mit dem Auto geht's von Tiers hinüber zum Karerpass, Ausgangspunkt der mit sieben Stunden angesetzten Rundtour.

Ein langer Weg führt nach oben, eigentlich durchgehend steil, was den Puls in die Höhe treibt und den Schweiß trotz der heute kühleren Außentemperaturen fließen lässt. Und auch diesmal wieder so gut wie kein Mensch unterwegs. Sobald eine Tour mit schwierig oder anspruchsvoll beschrieben wird, scheuen sie die Touristen hier anscheinend, was uns nur recht ist. Immer wieder dicke Nebelschwaden, die den Blick ein wenig trüben. Der Weg wird immer schwieriger, zum Teil eine richtige Kletterei auf rutschigem Fels, was mir doch ein bisschen das Adrenalin ins Blut schießen lässt. So ganz frisch und fit sind meine Beine nach den vielen Touren doch nicht mehr. Der schnelle Italiener, der uns vorher fast im Laufschritt überholt hat, kommt schon wieder zurück und macht mir mit der Aussicht auf 20 Minuten bis zum Gipfel Hoffnung. Dann ist es auf einmal in Sichtweite, das imposante Gipfelkreuz der Latemarspitze, wo wir dann ganz alleine sind und den grandiosen Ausblick auf die umliegenden Gipfel, ins Tal und auf den Karersee unten genießen. 

Nach dem obligatorischen Gipfelvintschgerl folgt der elend lange Abstieg zurück. Er ist zwar landschaftlich wirklich schön und sehr abwechslungsreich, aber nach einer gewissen Zeit und mit müden Beinen macht es halt einfach irgendwann keinen Spaß mehr. "Der Weg ist das Ziel...", etc. Versuche der Selbstmotivation. Irgendwann dann einfach mehr oder weniger im Tranceschritt weiter hinunter durch die karstige Rinne, durch die letzten Kilometer im Wald und zurück zum Karerpass, wo ich endlich nach 1495 Höhenmetern zuerst bergauf und später wieder bergab, nach insgesamt 13 Kilometern Wegstrecke und einer Gehzeit von 6.20 Std. meinen Cappuccino bekomme. 

Eine detaillierte Streckenbeschreibung gibt es hier: Link



Nach knapp 7000 Höhenmetern bergauf zu Fuß und mit dem Bike in den letzten fünf Tagen hier in den Dolomiten ist es jetzt auch erst einmal gut mit Bergsport. Für die nächsten Tage zumindest... Aber verdammt schön war's schon in diesem landschaftlichen Paradies hier auf Erden, verdientermaßen ein UNESCO Weltnaturerbe.